Einfach nur zum Kotzen....

 


Ich gebe zu, ein wirklich etwas provozierender Titel, aber ihr werdet sehen, ihr werdet auf eure Kosten kommen.

Bereits als kleines Kind zeigte ich meiner Mutter und meinen beiden Schwestern, dass ich es perfekt beherrsche, das Essen mindestens genauso schnell zu essen, als es auch in umgekehrter Richtung zu befördern. Als Säugling mag das ja noch so weit zu verzeihen sein, aber auch mit fortschreitendem Alter entwickelten sich da so ein paar Sachen, die nicht hätten sein müssen.

So war es bei mir nicht ungewöhnlich, dass wenn irgendjemand etwas ekelhaftes erzählte, ich den Hals streckte und würgend / brüllend durch die Wohnung rannte. Oder noch besser, die Familie wollte auf Besuch gehen, meine Mutter kniete sich vor mir nieder und wollte nur den obersten Knopf vom Hemd zumachen und drückte dabei ganz leicht gegen meine Gurgel und... na, Ihr wisst ja schon, hurra, und natürlich nicht nur auf den Boden, was hält sich meine Mutter auch genau in der Schusslinie auf....

Dies war die etwas weniger schöne Zeit, die ich durch diese Empfindlichkeit meinen Eltern und Geschwistern bereitete. Die konnten nun nicht mal einen etwas derben Witz erzählen wie

Hannes, was stocherst du denn da in der Güllegrube herum?
Meine Jacke ist mir reingefallen....
Hannes, lass doch den alten, löchrigen Kittel, der war doch eh nicht mehr in Ordnung!
Ja, um den Kittel geht es mir ja nicht, aber in der rechten Tasche steckt mein Vesperbrot drin....

Allein der Gedanke an den Duft, das Aussehen und dann die Vorstellung, in dieses besagte Brot zu beißen löste bei mir jegliche Rückwärtsschluckbewegung aus....

Einige Jahre später, ich dürfte so um die 10 Jahre alt gewesen sein, war die ganze Familie auf dem Volksfest, dem Cannstatter Wasen. Gut, nicht mehr die ganze Familie, meine älteste Schwester war da schon verheiratet und durfte sich um ihren Balg kümmern.... Egal, wir schlenderten so über die Wege und naschten hier etwas und da etwas und als Abendessenersatz gab es an einem Wurststand eine Bratwurst. Schön fettig mit Brötchen und für alle zusammen ein Schälchen Pommes dazu. Und: Ausnahmsweise durfte ich mit meiner Schwester ein Cola trinken! (Aber nicht aus einem Becher! Allein der Gedanke, dass da jemand seinen Mund an dem Becher hatte.... na, Ihr wisst ja schon....)

Was wir alle zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die Würste waren nicht mehr alleine. Da hatten sich so klitzekleine Untermieter eingenistet gehabt, die Familie "Salmonelle"!

Bereits auf dem Heimweg verspürte ich ein intensives Arbeiten meines empfindlichen Magens, der wahrscheinlich zudem zu der eher Gemüse- und obstlastigen Ernährung an dem alten Fett zu zehren hatte. Dieses mit wenigen Worten meiner Mutter mitgeteilt und dann schnell die Fenster auf, damit der Raum mit Frischluft geflutet wurde und immer schön an was Schönes denken, locker durchatmen..... Und tatsächlich, wir erreichten ohne weitere Zwischenfälle unser Zuhause. Ich schritt langsam hinter meiner Mutter die Treppe hoch, immer noch tief konzentriert.... Die Wohnungstüre geht auf, alle rein und meine Mutter machte dann etwas, das hat sie noch nie gemacht. Sie zog ihrem Mantel aus und lies diesen samt Handtasche hinter sich auf den Boden fallen, packte mich mit beiden Armen, schob mich geradewegs aufs Klo, schnappte mich am Schopf und beugte mich kopfüber in die Kloschüssel. Sie wusste ja, was Ekliges bei mir auslöste... und ... lets brake, sagte die Bratwurst und war wieder da!

Und wie heftig! Ich war im Kampf zwischen angewidert sein, erbrechen, Wut auf meine Mutter und dem fast schon mechanisch anmutenden Klammergriff! Nach einer gefühlten Ewigkeit lies der Reiz etwas nach und ich begann nach Luft zu hecheln, kam meine Schwester um die Ecke, reichte meiner Mutter ein Glas Wasser, die setzte das an meinen Mund, hob es an und sagte nur: Trink!!! Ich pumpte das halbe Glas in mich rein, dreimal Luft geholt und der "Nachspülgang" wurde durchgeführt....

Seid ihr alle noch da? Keine Gefahr, ihr habt das Schlimmste jetzt hinter euch!!

Als ich dann restlos ausgepowert ins Bett gesteckt wurde, meinte meine Mutter ganz erleichtert: „Weißt du, ich hatte einfach keine Lust, noch weiß Gott wie lange zu warten, bis das bei dir losgeht und du mir wieder die halbe Wohnung versaust!“ Danke Mama, ich habe aus dieser Aktion viel gelernt. Unter anderem: Wenn es sich so anfühlt, dass es zum Point of no return kommt, dann stell dich gleich an eine passende Ecke, denke an das ekelhafteste, was dir einfällt (Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt) und lasse dem den freien Lauf, was so oder so gekommen wäre.

Noch heute denke ich an diese Geschichte, an die ich mich erstaunlicherweise bis ins Detail noch ganz genau erinnern kann. An den blauen und roten Hasenluftballon, an den Taxi-farbenen Mercedes meines Vaters, an meine Schwester, den Mantel meiner Mutter, ja, sogar an die schwarze Lacklederhandtasche mit dem Schnappverschluss durch die zwei Messingkugeln kann ich mich noch erinnern.

Und heute? Durch meine beiden Jungs wurde ich auch hier und da mit nicht wirklich angenehmen Gerüchen und Substanzen konfrontiert, die mich alle für den Moment nicht berührten. Ich hab gelernt, diese auslösenden Reize zu kontrollieren. So kann sich der Mensch wandeln.

Und die Widmung an meine Mutter, weil mir gerade durch die Aktionen meiner Jungs und meiner Neffen bewusst wurde, wie schlimm ich für sie gewesen sein musste, wenn ich mal wieder.... Danke Mama für deine Ruhe und Geduld mit mir!