Vergleich der kapazitiven Antenne mit anderen Kompromissantennen

Über diese kapazitiven Antennen kann man ja im Internet viele unterschiedliche Artikel lesen. Arthur, der ja diese Antennen sehr genau beschrieben und auch die zugehörigen Programme erstellt hat, gehört hier dennoch viel Lob ausgesprochen, denn er stellt seine Erkenntnisse ohne vorherige "Schutzgebühr" und Verschwiegenheitserklärung jedem zur Verfügung im Gegensatz zu anderen Experimentatoren... Doch darüber will ich jetzt nicht schreiben. 


Wer unter der Rubrik "Meine Antennen" schon aufmerksam gelesen hat, der kann sehen, dass ich mir mit dieser Antenne schon etwas mehr beschäftigt habe, auch einem "Rausch der Freude" über die Ergebnisse verfallen war und wirklich froh war, endlich wieder auch auf den unteren Bändern etwas mitmischen zu können. Gut, es war oft eher dürftig als gut, aber so erreichte ich doch auf 40m immerhin Reichweiten bis in die USA und bis nach hinter Moskau. Ein Zeichen, dass auch eine Kompromissantenne eine ganze Zeit Freude bereiten kann. Nur irgendwann wird man mutiger, doch noch etwas größer zu werden. Die Hausleute haben sich auch an manchen Anblick gewöhnt, sodas man durchaus etwas wagen darf. In diesem Zuge entstanden die folgenden Zeilen, die eben einen Vergleich wiedergeben, was alles wie funktionieren kann. Betonung auf KANN, weil mehr denn je bei einer Kompromissantenne die Umgebungsbedingungen eine entscheidende Rolle spielen.


So kann es auch schnell passieren, dass die Antenne von OM "X" bei "X" super funktioniert, aber bei OM "Y" trotz ähnlicher Umgebung keine überzeugenden Ergebnisse zeigt. Also, hier meine Tests mit meinen Antennen, die mir auch viel Spaß bereitet haben. 


Voraussetzung:

Meine Antenne nach dem Prinzip von Arthur, DL7AHW war an der Dachgaube meines Balkons montiert, die Kugel mit 12cm Durchmesser befand sich oberhalb des Dachs.

 

Verglichen wurde mit:

   

1. Mobilantenne Outback, ca. 1,7m Strahler mit ordentlich Spule am Fußpunkt

2. Ca 7m Draht, der sehr unpraktisch über das Dach gespannt war

3. Eine GPM-1500 mit ähnlichem Montageort wie die Kugel

4. Modifizierte GPM-1500, nämlich den 1:9 Unun rausgeworfen und mit Koppler SG230 gespeist


Es waren mehrere Anläufe notwendig, weil nicht alles auf einmal montiert werden konnte und ich nicht durch einfaches Umschalten alle Antennen bei halbwegs gleichen Bedingungen testen konnte. So war aber die Kugel immer am selben Ort und es wurde immer gegen sie verglichen.

 

Zudem hat Karsten, DL8LBK meine Kugelantenne in seinem Garten mit einem simplen Dipol verglichen, der ungefähr gleich hoch hing wie die Kugel. Weil mit naheliegender Sicherheit sich zwischen manchen Versuchen die Ausbreitungsbedingungen verändert hatten, will ich hier keine Absoluten Zahlen nennen, sondern immer nur Vergleichswerte, die ein Tendenz wiedergeben sollen. Ebenso hatte ich mit der Antenne auf meinem Dach einen Effekt, der nicht pauschal über alle anderen Aufstellungsorte gilt, sondern bei mir explizit so stattgefunden hat.

 

Test 1: Kugel gegen Dipol.

Hier wurden sehr viele Durchgänge gefahren und verglichen. Dipol und Kugel in Stufen von Bodenhöhe bis ca. 6m Höhe, der Dipol parallel dazu genauso.

Ergebnis: Egal welche Aufbauhöhe man wählte, die Kugel war immer zwischen 10 und 15 dB schlechter als der Dipol. Sogar als der Dipol komplett flach auf dem Boden lag, war dieser zu jeder Zeit immer noch stärker als die Kugel

 

Test 2: Kugel am Dach gegen Outbackantenne, ca. 1,8m tiefer am Balkon.

Nach mehreren Durchgängen war ein gemischtes Ergebnis zu sehen. Es gab ein paar Ecken, da schien die Outback hin zu kommen und die Kugel überhaupt nicht, aber auch umgekehrt, im Norden erzeugte die Kugel durch die Bank 3-6dB stärkere Signale als die Outback. Hier lässt sich am ehesten noch sagen, dass dies durch den unterschiedlichen Aufbauort entsteht, weil die Kupferverkleidungen eben nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.

 

Test 3: Kugel gegen ca. 7m Draht, der flach über das Gaubendach zum seitlichen Dach gespannt war

In Erwartung, dass der Draht auf jeden Fall besser arbeitet, kam die große Enttäuschung. Der schlecht aufgespannte Draht, von dem mir jeder prophezeite, dass er besser gehen würde, war drastisch schlechter als die Kugel! Wie konnte das sein? Wie kann es sein, dass der hoch gelobte „paar Meter Draht“ so frustrierend abschnitt?


Ich vermute folgenden Umstand: Mein ganzes Dach ist mit einer Matte isoliert, die elektrisch leitend ist. Der komplette Balkon und auch das Dach der Gaube ist mit Kupfer verkleidet, das leider nicht gut leitend miteinander verbunden ist, aber dennoch eine große Masse darstellt. Die Kugel ragte über dieses Dach hinaus und wurde wahrscheinlich vom Strahlungsdiagramm positiv beeinflusst. Und über dieses Dach gespannt war der Draht, der hier natürlich top mit dem ganzen Kupfer koppelte und wahrscheinlich schon fast einem Kurzschluß darstellte. Aus diesem Grund ist der Vergleich mit dem Draht nicht wirklich aussagekräftig.

 

Test 4: Kugelantenne gegen GPM-1500 mit Unun

Die Kugelantenne war rechts an der Gaube, die GPM links in noch nicht optimaler Höhe. Was sofort auffiel war, dass ich einige Einstrahlungen hatte in die PC-Lautsprecher und meine Maus mit Tastatur. Hier war dann der Vergleich schon recht eindeutig. Einige wenige Signale der Kugel waren gleichwertig, aber in der Regel reichte die Abstrahlung der GPM einiges weiter als die Kugel. So wurde ich mit der GPM auch noch in Bulgarien gehört, Slowenien und Spanien, bei der die Kugel nicht aus dem Rauschen kam.

 

Test 5: GPM mit Unun gegen GPM ohne Unun, aber mit Koppler SG-230

Auf den oberen Bändern von 10m bis 20m war zwischen diesen beiden Varianten kein deutlicher Unterschied zu erkennen. Die paar Schwankungen waren so gering, dass man diese auf atmosphärische Schwankungen zurückführen konnte. Aber auf 40m war es mehr als deutlich! Eine Station, die ich mit Unun gerade so mit S6 empfangen konnte, lieferte ohne den Unun stolze 9+10! Und dieses bestätigte auch  Reverse Beacon Network. Mit Unun waren es nur wenige Skimmer, die mich hörten, ohne Unun und Koppler deckte ich halb Europa ab.

 

Test 6: GPM ohne Unun und mit Koppler gegen die Kugel

Eigentlich kann das Ergebnis jeder ableiten, aber ich fasse es gerne nochmal zusammen: Wurde ich mit der GPM ohne Unun in ganz Europa gehört mit deutlichen Signalen über dem Rauschen, erreichte ich mit der Kugel gerade mal 3 bis 4 Skimmer im näheren Umfeld und die auch nur mit einstelligen Empfangsergebnissen. Mehr als deutlich war zu erkennen, dass dieser Strahler mit 6,3m länge und Koppler die bessere bis beste Lösung war als alles andere zusammen!

 

Zudem konnte ich feststellen, dass das Anschlußkabel der Kugelantenne sehr mit dem Kupfer koppelte und wahrscheinlich die halbe Dachkonstruktion zum Strahlen anregte. Einen großen Einfluß hatte es auf jeden Fall, wenn man die Ergebnisse des Vergleichs Kugel gegen Dipol heranzog. Hier zeigte sich sehr deutlich, dass das Kabel einen deutlichen Einfluß auf die Abstrahlung hat, auch wenn Arthur das auf seiner Seite leugnet. Ich habe jetzt nicht im Detail angefangen zu erproben, wie groß der Anteil von Kugel gegenüber Kabel ist, aber die neutralen Ergebnisse  des Reverse Beacon Network sprechen hier eine eindeutige Sprache.

 

Und ich habe nun mit der GPM-Lösung einen riesen Vorteil: Ich kann alle Bänder von 80m bis 10m arbeiten! Die Abstrahlung der Antenne ist deutlich besser als die Outback, die dennoch schon sehr ordentliche Signale lieferte. Auf 15m bis 10m ist die Outback durchaus zu gebrauchen, auf 20m kann man etwas mit mischen, aber ein Pile up zu brechen eher weniger oder Zufall.

 

Wer überhaupt nicht QRV sein kann, der kann vielleicht mit der kapazitiven Antenne die ersten Schritte machen, er darf sich aber nicht blenden lassen von den ersten Ergebnissen. Ein befreundeter OM in 20km Entfernung sagte am Funk: So stark habe ich dich noch nie auf 40m gehört wie mit dem 6,3m Strahler! Vorher mit Kugel auf 40m S1 bis S3, jetzt S6 bis S8. Eine Interpretation dieser Aussage darf jeder selber machen.