Die Lampe

 

 

Ich bin ja so ein Bastler, Tüftler und „Erfinder“, der ja irgendwelche Gegenstände auch dann noch repariert, sofern irgendwie möglich, auch wenn es eigentlich nicht wirklich wirtschaftlich ist. So war es früher sogar so, dass ich aus zwei alten Feuerzeugen noch Ersatzteile generierte, um das dritte Feuerzeug mit noch 5mm Gas weiter zu gebrauchen. Und nein, es ging mir nicht ums „Sparen“, es war das Erfolgserlebnis, etwas wieder in Funktion setzen zu können. Der Mac Guyver aus Süddeutschland eben….

 

Und so kam es am Sonntag, dass meine Nachttischlampe auf meinem Funkregal durch meine Schusseligkeit umgeworfen wurde und der spröde Plastikfuß zerbrach. Klar doch, Lampe geht noch, Schalter geht noch, hier muss nur eine neuer Fuß dran, dann geht das. Wobei…. Wenn ich den zerbrochenen Fuß anschaue, den könnte man ja noch kleben….

 

Also die Lampe abgebaut, das Kabel durch den Schlitz in der Rückwand des Regals gezogen und am Esstisch fein säuberlich ausgebreitet. Nach kurzem Zögern dachte ich dann nur: Es ist vielleicht doch besser, wenn ich jetzt mit flüssigem Kunststoffkleber hantiere, wenn ich eine Unterlage drunter lege, denn Sekundenklebreste auf Holzfurnier dürfte sich nicht so gut machen. Also eine alte Zeitung aus dem Papiermüll und fertig.

 

Zuerst wurden alle wieder auffindbaren Teile zusammengesucht und das erste Puzzle gestartet, damit man weiß, wie das alles zusammen gehört. Es waren drei relativ große Teile und vier recht kleine Teile, die auch durch den Bruch etwas gequetscht aussahen. Nach mehreren Versuchen war dann die Lösung gefunden. Mit Tesafilm fixierte ich die einzelnen Teile so, dass ich von innen den Klebstoff aufbringen konnte. Allerdings stellte ich fest, dass die Teile teilweise so gesplittert waren, dass die nicht einfach nur so auf Stoß zusammen zu kleben sind, sondern irgendwie so in sich verdreht waren, dass hier schon mit allen Tricks zu arbeiten war. Egal, einfach mal angefangen….

 

So lagen dann auf der Unterlage zwei Teile, die jeweils mit einem anderen Teil verklebt waren und nun so komisch ineinander eingedreht werden mussten, damit sie zu einem Teil wurden. Von diesem Schritt hielt mich dann das komische taube Gefühl der Finger ab, die aus Versehen beim Auftragen des Klebstoffs mit Selbigem in Berührung kamen und natürlich sofort am Plastik festklebten. Bis ich dann die Finger von dem Plastik wieder weg hatte, zeigte mir die Technik, dass Sekundenkleb das Plastik wesentlich besser mit der trockenen Haut der Finger verklebt, als mit gleichem Plastik. Schon etwas gereizt vom Verlauf der Arbeit stieß ich dann noch das Kleberfläschchen um, das natürlich einen kleinen Spritzer Sekundenkleb wegschleuderte, der, welche Wunder, natürlich bis über die Zeitung hinaus auf den Tisch spritzte…. Ich in leichter Erregung der Nerven sofort mit einem der noch sauberen Finger über diesen kleinen Tropfen gewischt, um möglichst Spuren auf dem Tisch zu vermeiden. Dies machte ich mit dem kleinen Finger, und zwar genau so, dass der Tropfen Kleb in der Hautfalte zwischen Handfläche und Finger hängen blieb! Wie geil ist das denn? Du willst die Finger der Hand ausstrecken und der kleine Finger bleibt auf dreiviertelzwölf stehen!! Ja, wenn der Sekundenkleb auf den richtigen Werkstoff trifft, dann dauert es keine Sekunde, bis er trocken ist!

 

Ich bin dann mal aufgestanden und zur Spüle und habe versucht, die mittlerweile recht mit Kleb verschmierten Finger zu säubern, aber das war mehr nur Wasserverschwendung als reinigen. Zurück am Tisch sah ich dann die Bescherung: Bei der Wischbewegung trafen sich zwei Teile vom zerbrochenen Fuß und…. die beiden klebten natürlich richtig fest zusammen! Mein Blutdruck stieg, der Puls nahm zu…. Vorsichtig brach ich die beiden Teile wieder auseinander und setze sie so zusammen, wie sie sein sollten. Gut, sie passten jetzt nicht mehr so richtig zusammen, aber mit etwas Gewalt…..

 

Zu meinem Sekundenkleb gibt es noch so ein Pulver dazu, mit dem man Löcher auffüllen kann und dann mit einem tropfen Klebstoff wird das bombenfest. Auf diese Weise hab ich die ganz kleinen Teile an der ganzen Sache ersetzt. Also außen Tesafilm draufgeklebt, innen dann ordentlich dieses Pulver rein und zwei, drei Tropfen Sekundenkleb, der dann mit dem Zeug schnell reagierte. So nach ein, wie Minuten traute ich mich, den Fuß vorsichtig los zu lassen…. Nur der lies mich nicht los! War ja klar, dass ein winziger Rest vom Kleb durch die Ritze auf meinen Finger gelangt ist, genau auf die Stelle, an der ich vorher schon Klebstoffreste mit sanfter Gewalt abgebröselt habe… Wisst ihr, wie sich das anfühlt, wenn man sich nicht nur die oberste Schicht der Haut abzieht???

 

Ich ließ zuerst mal alles ausgiebig trocknen. Hab gehört, sowas sollte nicht schaden. So hab ich dann nach einer Viertelstunde mein „Meisterstück“ bestaunt und nicht wirklich für gut befunden. Es sah sehr grob aus, hatte schroffe Kanten und das Loch für die Stange war natürlich durch einen kleinen Grat vom Kleber verengt. Also setzte ich mich an den Tisch und begann alles zu säubern, vorsichtig mit Schleifpapier bearbeiten.

Nun war es endlich soweit, ich nahm den Stiel der Lampe und passte ihn vorsichtig in das Teil. Eigentlich sollte er sehr leicht in das Loch gleiten und würde dann von unten mit einer Schraube gehalten, aber irgendetwas hinderte den Stil daran. Wieder raus, etwas geschmirgelt, gekratzt, geschabt und wieder probiert…. Immer noch nicht. Gut, vielleicht braucht auch nur ein klein wenig mehr Kraft…. Knack machte es, und der Fuß war wieder zweiteilig geworden. Der ganze Einsatz an Kreativität und Herzblut zerbrach einfach in meinen Händen!

 

Leicht frustriert, oder sagen wir besser, kurz vor innerer Explosion legte ich die Trümmerteile auf den Tisch und beendete die Aktion. Kein Erfolg, kein innerer Jubel, nein, nur ein angekratztes, kleines Ego mit kratzigen Fingern und abgezogener Haut an den Fingern blieb zurück…

 

Zwei Tage später, am Dienstag, stehe ich in meiner Bastelbude und suche einen speziellen Stecker, den ich in einer der drei Kisten vermute. Ich öffne gerade die zweite davon, als aus dem Gewühle in der Ecke des Kartons ein blauer Gegenstand entgegen leuchtete. Genau, es war die zweite Lampe, die vor Jahren schon den Weg in die Bastelkiste gefunden hatte, weil dort die Fassung hinüber war. Plötzlich spielte der Stecker keine Rolle mehr….. ich zog die Lampe aus dem Krempel heraus, flitzte die Treppe hinunter und begann noch auf dem Weg zum Tisch, das Teil näher zu untersuchen. Ja, der Fuß war noch völlig in Ordnung!

 

Schraube auf, den Stil der Lampe herausgezogen, gleich den Stil der anderen Lampe reingesteckt, Schraube rein und…. hurra, die Lampe war wieder vollständig! Doch um ihr das selbe Schicksal zu ersparen, dass auch sie durch unglückliches Umkippen der Fuß zerbricht, wurde sofort mit weiteren Arbeiten begonnen. Ich nahm ein kleines Brettchen, zeichnete die Form des Fußes nach, sägte es aus und nun feilte ich mehreren Stunden daran herum, dieses Teil genau so anzupassen, das es in die Hohlform des Plastikfußes passt. So zu sagen aus Hohlfuß mach Massivfuß! Gestern Abend war es dann soweit: Die Form passte, etwas Zweikomponentenklebstoff angerührt (Mit Unterlage!!) und alles vorsichtig eingedrückt! Ha, fertig!

 

Und ja, sie sieht wieder aus wie neu! Okay, vielleicht nicht wie ganz neu, aber zumindest so neu, dass sie als Brauchbar betrachtet werden kann. Jepp, und da war es wieder, das Gefühl der Freude, des Erfolgs, das Gefühl, nicht die Müllerzeugungsgesellschaft unterstützt zu haben! Da freut es einen umso mehr, wenn man am Abend das Licht am Platz einschaltet!

 

 

 

 

Und die Freude wäre immer noch ungebrochen, wenn nicht mein Kumpel diese doofe Frage gestellt hätte, warum ich nicht einfach gleich einen Holzfuss gebaut habe….